15 Jahre Gründerzeit-Awards: Das sind die Gewinner von 2010

Was ist aus den Gewinnern des JUVE Gründerzeit-Awards 2010 geworden?
Ein Besuch bei Anchor.

Das damalige Anchor-Team auf der Terrasse der Alten Oper: Tobias Wahl, Alexander Reus, Silvio Höfer, Markus Nolte, Martin Hörmann, Christoph Herbst , Vincenz von Braun (v.l.)

Anchor

  • Gegründet: 2007 in München und Mannheim
  • Gründerzeit-Award: 2010
  • Schwerpunkte: Insolvenzrecht und Sanierung
  • 2007: 4 Equity-Partner, 5 Associates
  • 2023: 9 Equity-Partner, 4 Non-Equity-Partner, 5 Counsel, 15 Associates

Spin-off und Fusion in einem – so beginnt im November 2007 die Geschichte von Anchor. Die Gründer sind vier ehemalige Anwälte der Insolvenzboutique Wellensiek: Vincenz von Braun (50), Dr. Christoph Herbst (55), Alexander Reus (51) und Tobias Wahl (55). Sie starten ihre neue Kanzlei direkt mit zwei Standorten: München und Mannheim.

Zuvor hatten sich ihre Wege kurzzeitig getrennt: 2006 war Wahl zunächst aus dem Heidelberger Wellensiek-Büro zu der Mannheimer Kanzlei Irschlinger Raff Pöschke gewechselt. Dort wurde er von Namenspartner Irschlinger zu dessen Nachfolger aufgebaut. Als sich die drei Wellensiek-Local Partner von Braun, Herbst und Reus ein gutes Jahr später dazu entschließen, den bisherigen Münchner Standort der Kanzlei in Zukunft unter eigener Flagge zu führen, schließt sich Wahl mit Irschlinger Raff Pöschke seinen ehemaligen Kollegen an. „Die Trennung von Wellensiek erfolgte im Guten“, betont von Braun heute. „Unser Verhältnis ist auch weiterhin gut.“

Rasantes Wachstum

Bei ihrer Gründung übernimmt Anchor nicht nur die bestehende Büroinfrastruktur, sondern auch Personal – insgesamt zehn Berufsträger zählt die Einheit zum Start. Danach wächst Anchor schnell: Bereits im Gründungsjahr kommen Büros in Ulm und Peißenberg hinzu. Heute beschäftigt sie 36 Anwältinnen und Anwälte an 15 Standorten verteilt über die ganze Republik. Zuletzt kam Anfang des Jahres ein Büro in Hamburg dazu. Seit 2016 existiert in Stuttgart zudem die Anchor Management, womit die Anwälte ihr juristisches Beratungsangebot betriebswirtschaftlich flankieren.

Heutzutage sind Kunstnamen bei Kanzleien keine Seltenheit mehr. Im Gründungsjahr der Kanzlei war das noch anders. So kam das ein oder andere Mal die Frage auf, wer denn eigentlich dieser Herr Anchor sei. Das war die Geburtsstunde von Heinz Anchor, dem imaginären Gründer der Kanzlei, der heute zurückgezogen seinen Ruhestand genießt. Dennoch ist er in der Kanzlei immer noch präsent: Heinz lädt die Mitarbeiter zu Feiern ein und Heinz bezahlt die Partys, heißt es über ihn. Zugleich erfüllt er auch die Aufgabe einer übergeordneten Instanz, wie Wahl erläutert: „In Diskussionen und Entscheidungsprozessen fragen wir uns regelmäßig: Was würde Heinz dazu sagen?“ Neben Heinz kommen im Verlauf der Jahre zudem eine ganze Reihe neuer – realer – Partner hinzu.

Wenn in München die Schiffsglocke läutet

Auch wenn der Name der Kanzlei eher auf der Idee eines Rettungsankers für in Not geratene Unternehmen wecken soll – versprüht er doch einen gewissen maritimen Hauch. Entsprechende Assoziationen hatte auch ein Netzwerkpartner, der der Kanzlei zur Büroeinweihung in München eine Schiffsglocke aus Messing schenkt. Seitdem hat sich eine Tradition etabliert, von der Partner Herbst erzählt: „Immer, wenn es neue große Insolvenzverfahren oder Mandate gibt, an denen wir beteiligt sind, läuten wir diese Glocke.“ Bestimmt auch beim ersten Mandat, das die Anwälte unter neuer Flagge betreuten, der Insolvenz der Papierfabrik Scheufelen. Der Insolvenzverwalter, niemand anderes als der Namenspartner ihrer ehemaligen Kanzlei, Dr. Jobst Wellensiek, holt sie damals mit ins Boot. Grund die Glocke zu läuten, gab es für Anchor dann auch im Oktober 2010, als die Kanzlei mit dem JUVE Gründerzeit-Award ausgezeichnet wurde.

Der Beitrag stammt aus der Ausgabe 09/2023 des JUVE Rechtsmarkt.