CARE
Recht auf körperliche Unversehrtheit
Mit den Spendengeldern der JUVE Awards 2008 finanziert CARE Projekte zur Bekämpfung der sexuellen Gewalt und Zwangsbeschneidung in Flüchtlingslagern in Kenia.
Die Flüchtlingslager in Dadaab im Norden Kenias gehören zu den ältesten und überfülltesten Lagern in der Welt. Rund 280.000 Menschen leben mittlerweile in den drei Camps, die 1991 vom UN-Flüchtlingskommissariat UNHCR gegründet wurden. Die Bewohner stammen größtenteils aus dem Bürgerkriegsland Somalia, aber auch aus Äthiopien, Uganda und dem Sudan.
Unterernährung, Krankheiten, fehlende Zukunftsperspektiven und die Traumata durch Gewalterfahrungen prägen ihre Situation und führen zu starken sozialen Spannungen. Besonders gewaltsame Übergriffe auf Frauen sind weit verbreitet. Aus Schamgefühl und Angst vor Stigmatisierung zeigen die Betroffenen die Fälle nicht an.
Als weitere geschlechtsspezifische Gewalt kommt die Zwangsbeschneidung von Mädchen hinzu. Diese schmerzhaften Eingriffe können zu chronischen Infektionen führen und hinterlassen häufig dauerhaft schwere physische und psychische Schäden.
Die internationale Hilfsorganisation CARE kämpft mit einem breit angelegten Projekt seit 1999 gegen sexuelle Gewalt und Zwangsbeschneidungen in den Flüchtlingslagern in Dadaab. CARE berät die Betroffenen psychologisch und unterstützt die Frauen bei der Verbesserung ihrer Lebenssituation, indem sie ihnen beim Aufbau von Kleingewerben hilft. Zu dem Projekt gehören Aufklärungskampagnen sowie Schulungen von Lehrern, Polizei, Staatsanwaltschaft und Richtern, religiösen Führern und ehemaligen Beschneiderinnen, um eine Verhaltens- und Einstellungsänderung zu erreichen.
Dank der bei den JUVE Awards gesammelten Spendengelder konnten Kampagnen und Diskussionsrunden finanziert werden, die bislang 2500 Menschen erreicht haben. Zum Beispiel wurden die Flüchtlinge in den Camps von Theatergruppen über sexuelle Gewalt aufgeklärt. Gleichzeitig haben die Spendengelder die Schulung von etwa 90 Campvorstehern und Mitarbeitern anderer Institutionen ermöglicht, um zu erreichen, dass sie Missbrauchsfälle an die Polizei melden.
Es ist gelungen, in immerhin 12 von 39 Fällen misshandelter Mädchen und Frauen den Tätern den Prozess zu machen. Die Opfer und ihre Familienangehörigen wurden dabei von CARE psychologisch betreut. Einer Gruppe von Frauen half CARE dabei, sich durch den Aufbau einer kleinen Bäckerei ein eigenes Einkommen zu sichern.
Die Spendensumme von 103.150 Euro fließt zudem in weitere bis 2010 geplante Maßnahmen. Während des islamischen Fastenmonats Ramadan im September/Oktober, wenn besonders viele Menschen Radio hören, werden Aufklärungskampagnen in lokalen Radiosendern geschaltet. 150 Grundschullehrer sollen in Gewaltprävention geschult und über Zwangsbeschneidung aufgeklärt werden, um schon bei den Kindern ein Bewusstsein für ihre Rechte zu schaffen. Geplant ist weiterhin der Bau eines zentralen Beratungszentrums für die Opfer sexueller Gewalt, um allen Flüchtlingen aus den betreuten Camps Zugang zu Beratung zu ermöglichen. Ziel ist, dass Sexualstraftäter nicht länger ungestraft bleiben, Frauen Vertrauen zu den Institutionen fassen und Missbräuche und Gewalt zur Anzeige bringen.
(Foto: CARE-Mitarbeiterin Ursula Kapp-Barutzki konnte eine Spendensumme von 103.150 Euro entgegennehmen.)