Flüchtlingspaten Syrien e.V.

Flüchtlinge aus Kriegsgebieten erreichen Deutschland oft alleine. Sie meistern ihre oft wochen- oder monatelange Flucht ohne Angehörige, die zum Beispiel aus Altersgründen vorerst zurückbleiben müssen. Eine der größten Sorgen nach der Ankunft hier ist daher oft: Kann ich es schaffen, meine Eltern, Geschwister oder Kinder zu mir zu holen? So ging es auch dem 22-jährigen Majid, der vor einem Jahr aus Syrien nach Deutschland geflohen ist und seitdem um das Leben seiner Mutter und seiner vier kleinen Geschwister bangen musste. Dass sie inzwischen auf legalem Weg sicher nachkommen konnten, verdankt er der Hilfe der „Flüchtlingspaten Syrien“.

Verpflichtungserklärungen

Die meisten Bundesländer gestatten den Nachzug von syrischen Angehörigen – allerdings nur dann, wenn gut verdienende Verpflichtungsgeber den Staat von allen Aufwendungen entbinden und das komplette finanzielle Risiko für den nachgereisten Flüchtling tragen, ausgenommen Kranken- und Pflegekosten. Die Verpflichtungen sind unwiderruflich und gelten in etlichen Bundesländern, wie etwa auch in Berlin und Brandenburg, ein Leben lang. Entsprechend hoch ist die Hemmschwelle für Privatpersonen, selbst Verpflichtungsgeber zu werden. Hier setzt das Engagement des „Freundeskreis zur Unterstützung von Bürgerkriegsflüchtlingen aus dem Nahen Osten e.V.“ („Flüchtlingspaten Syrien“) an.

Angesichts des unendlichen Leids in Syrien hat sich im Frühjahr eine Gruppe von Anwälten, Geschäftsleuten und Beamten zusammengeschlossen, um die Angehörigen syrischer Bekannter zu unterstützen. Der Freundeskreis kümmert sich um Wohnraum, gewährt finanzielle sowie logistische Hilfe und leistet Verpflichtungserklärungen, die die Vereinsmitglieder entweder selbst abgeben oder vermitteln.

Inzwischen wird der Verein von weiteren ehrenamtlichen Helfern unterstützt. So kümmern sich zehn Ärzte bei schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen, die über die medizinische Grundversorgung hinausgehen, um die Flüchtlinge. Außerdem bieten 15 Personen kostenlosen Sprachunterricht an, den sie selbst untereinander organisieren. Im Projektladen in Berlin, den der Verein für 1 Euro im Monat vom Hausbesitzer gestellt bekommt, wurde außerdem eine Kleiderkammer eingerichtet, die von einer weiteren ehrenamtlichen Helferin betreut wird.

Kosten gemeinsam tragen

Der Verein organisiert überall im Land Patenschaften. Ab 10 Euro im Monat kann jeder, der helfen möchte, Pate werden. Die monatlichen Spenden gehen, genau wie die im Rahmen der JUVE Awards 2015 gesammelten Spendengelder, komplett in den Unterstützungspool. Aus diesem unterstützen die Flüchtlingspaten Syrien direkt und ohne jeden Abzug nachgekommene Angehörige syrischer Flüchtlinge z.B. bei der Finanzierung der Flucht nach Deutschland, der Wohnung, des Lebensunterhalts und von Sprach- und Integrationskursen. Der Verein rechnet mit Kosten von 800 Euro im Monat für einen Erwachsenen, 400 Euro für ein Kind.

Durch die Patenschaften werden das Risiko sowie die anfallenden Kosten einer privaten Verpflichtungserklärung gemeinsam geschultert. Darüber hinaus ist der Verein auf Einzelspenden angewiesen um weitere und außerplanmäßige Investitionen tätigen zu können. Je mehr Geld über Spenden und langfristige Patenschaften in den Unterstützungspool gelangt, umso mehr Angehörige von Flüchtlingen können nach Deutschland geholt werden. Durch die finanzielle Absicherung sind immer mehr Menschen bereit, eine Verpflichtungserklärung abzugeben. Die Flüchtlingspaten Syrien gehen momentan davon aus, dass sie bis Ende des Jahres ca. 27-30 Personen aus Syrien nach Deutschland geholt haben werden.

www.fluechtlingspaten-syrien.de

 

(Foto: Überlebenshilfe für Bürgerkriegsopfer: Charlotte Dreyer und Martin Keune freuen sich mit JUVE-Redakteurin Christin Stender über Spenden in der Rekordhöhe von 138.606 Euro.)