Frauenhauskoordinierung e.V.

Wenn die Bedrohung im Handy heimlich mit einzieht: Da digitale Gewalt oft im Verborgenen stattfindet, müssen Frauenhäuser rechtzeitig Präventionsmaßnahmen ergreifen.

Fast jeden Tag ein Frauenleben

Leipzig, April 2025. Marcus K. wird vor dem Landgericht des Mordes an seiner 30-jährigen Ex-Partnerin Jessica S. angeklagt. Der Hintergrund: Er konnte die Trennung und Jessicas Wunsch nach einem selbstbestimmten Leben nicht akzeptieren. „Es ist auch schwer für mich, aber Gefühle erzwingen kann ich nicht. Tut mir leid“, schrieb sie ihm am Tag ihrer Trennung.

Von Männern verübte Hasstötungen an Frauen – sogenannte ‚Femizide‘ – geschehen in Deutschland fast täglich. Laut Bundeskriminalamt sind diese Taten Ausdruck gesellschaftlicher Probleme, was auch die stetig steigenden Fallzahlen belegen. In Frauenhäusern finden gefährdete Frauen Schutz. Nicht selten raten die Einrichtungen vor der Ankunft: „Werden Sie Ihr Handy los, bevor Sie bei uns eintreffen.“

Der Berliner Verein Frauenhauskoordinierung e.V. (FHK) unterstützt seit 2001 deutschlandweit Frauenhäuser und Fachberatungsstellen fachlich sowie in ihrer politischen Arbeit. Dabei beobachtet FHK seit einigen Jahren eine stark zunehmende Zahl von Fällen digitaler Gewalt – ein Trend, der durch mehrere Studien belegt ist. Täter nutzen dabei technische Geräte wie Smartphones, um Betroffene zu überwachen, sie von ihrem sozialen Umfeld zu isolieren, zu erpressen oder ihren Ruf zu schädigen. Meist geschieht dies über Apps und Plattformen wie Messengerdienste, soziale Medien oder Cloud-Anwendungen.

 

Gewappnet für digitale Gewalt im Frauenhaus

Da digitale Gewalt nicht an den Türen eines Frauenhauses Halt macht, müssen Schutzeinrichtungen gut vorbereitet sein. Fehlende Schutzmaßnahmen erhöhen das Risiko für fortgesetzte digitale Übergriffe – mit Gefahren für die betroffenen Frauen, dem geheimen Standort des Frauenhauses und damit für alle Bewohnerinnen sowie das dort tätige Personal.

Die Spenden der JUVE Awards 2025 sollen das FHK-Projekt ‚Digitaler Gewalt im Frauenhaus handlungssicher begegnen‘ fördern. Ziel ist es, Mitarbeitende in Frauenhäusern bei der Umsetzung eines in einem Vorprojekt entwickelten Schutzkonzepts gegen digitale Gewalt zu unterstützen. Medienkompetenz und Sensibilität für digitalen Gewaltschutz sind dafür eine unverzichtbare Grundlage. Die Inhalte des Schutzkonzepts sollen so vermittelt werden, dass das Personal das Wissen dauerhaft und praxisnah in den Einrichtungen anwenden kann.

Im Rahmen einer Fortbildungsreihe sollen Fachkräfte in Frauenhäusern zu technischen, psychosozialen, rechtlichen und medienpädagogischen Aspekten digitaler Gewalt geschult werden. Zusätzlich sollen IT-Fachleute die Frauenhäuser bei (Verdachts-)Fällen von Ortung und digitaler Überwachung unterstützen. Darüber hinaus wird in unterschiedlichen Formaten der fachliche Austausch zwischen Mitarbeitenden aus Frauenhäusern und Fachberatungsstellen ermöglicht.

Auf einem entstehenden digitalen Fachkräfteportal will der Verein gebündeltes Wissen zum Thema digitale Gewalt für Fachkräfte im Frauengewaltschutz sowie angrenzenden Arbeitsfeldern bereitstellen. Ergänzend will sich FHK mit seiner Fachexpertise kontinuierlich in die politische Arbeit einbringen, Impulse setzen und sich für einen strukturellen Schutz vor digitaler Gewalt in Deutschland engagieren.

Kein Raum für digitale Gewalt im Frauenhaus: Im Projekt ‚Digitaler Gewalt im Frauenhaus handlungssicher begegnen‘ soll Frauenhaus-Personal zu digitaler Gewalt geschult und dafür sensibilisiert werden.

Frauenhauskoordinierung e.V. unterstützt deutsche Frauenhäuser und Fachberatungsstellen fachlich sowie in ihrer politischen Arbeit. Der Verein und mehrere Studien belegen: Digitale Gewalt nimmt drastisch zu. Täter nutzen dabei technische Geräte, um Betroffene zu überwachen, sozial zu isolieren, zu erpressen oder ihrem Ruf zu schaden. Im Projekt ‚Digitaler Gewalt im Frauenhaus handlungssicher begegnen‘ möchte der Verein Frauenhaus-Personal bei der Umsetzung eines gezielt entwickelten Schutzkonzepts unterstützen. Ziel ist es, digitaler Gewalt in den Einrichtungen vorzubeugen und weitere Übergriffe zu verhindern – in den Frauenhäusern selbst sowie strukturell deutschlandweit.

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Fotos: SolStock; Frauenhauskoordinierung e.V.