Housing First Düsseldorf e.V.

Asphaltierte Sackgassen

Der Anspruch auf Wohnraum ist in der Allgemeinen Menschenrechtserklärung verankert. Dennoch leben Tausende Menschen in Deutschland unfreiwillig auf der Straße. In Düsseldorf würde z.B. ein Drittel der Leute ohne Obdach direkt in eine Wohnung ziehen, wenn sie könnten. Der Wohnungsmarkt ist aber ohnehin angespannt, und gegen die Konkurrenz mit höherem Ansehen haben Wohnungslose keine Chance.

In Deutschland sind auch die Mietbedingungen eine Hürde. Mieter, so wünschen es viele Vermieter, müssen abstinent und psychisch stabil sein. Um dem gerecht zu werden, sind Wohnungslose oft in langwieriger medizinischer Behandlung und leben meist befristet in engen Gemeinschaftsunterkünften mit hohem Konfliktpotenzial – und landen oft erneut auf der Straße.

Erst die Wohnung, dann der Neuanfang

Mit dem Ansatz ‚Housing First‘ aus den USA könnte Düsseldorf bald die erste deutsche Stadt ohne erzwungene Wohnungslosigkeit sein. Seit 2021 etabliert der Housing First Düsseldorf e.V. (HFD) das Konzept in der Landeshauptstadt: Wohnungslose erhalten ohne Vorbedingungen unbefristet eine Mietwohnung. Sozialarbeiter stehen wohnbegleitend zur Seite, während die Mieter wieder Fuß in der Gesellschaft fassen. Laut mehrerer Studien beendet das Konzept Wohnungslosigkeit bei acht von zehn Personen langfristig und ist günstiger als die Unterbringung in anderen Wohnformen. Das zeigten bereits Städte wie Helsinki und Salt Lake City.

Der Hilfsverein fiftyfifty, bekannt durch sein gleichnamiges Straßenmagazin, verfolgt das Konzept im kleineren Rahmen seit 2014. Aus seinen Benefizgalerie-Erlösen mit Werken von weltberühmten Künstlern wie Gerhard Richter und Peter Lindbergh erwarb er Housing-First-Wohnungen. Zudem stellte er gemeinsam mit dem Paritätischen Wohlfahrtsverband NRW den Housing First Fonds auf die Beine, der sich aus den Geldern der fiftyfifty-Galerie zusammensetzt. Mit diesem konnten bereits diverse Kooperationspartner wie die Diakonie Düsseldorf oder der Düsseldorfer Drogenhilfe e.V. selbst Housing First umsetzen.

Da fiftyfifty auch andere Projekte zugunsten von Wohnungslosen steuert, erarbeitete der Verein mit Unterstützung von Michael Busch, Geschäftsführer von Thalia, Notar Armin Hauschild, Michael Harbaum, Geschäftsführer der Düsseldorfer Drogenhilfe und Prof. Dr. Anne van Rießen von der Hochschule Düsseldorf das Konzept des HFD, der sich allein Housing First widmet und gezielt Externe einbezieht, um nicht vom Kauf eigener Wohnungen abhängig zu sein. HFD vermittelt zwischen Wohnungsmarkt, Klientel und Sozialarbeitern. Wohnungseigentümer, Investoren und Baufirmen stellen Wohnraum bereit. Den Full Service wie die Klärung der Mietzahlungen über das Jobcenter und die Mieterbetreuung übernimmt HFD. Die Stadt Düsseldorf finanziert drei Sozialarbeiterstellen.

Das EU-Parlament will Wohnungslosigkeit bis 2030 beenden. Mit Housing First könnte das klappen – jedoch nur mit externer Unterstützung wie den Spenden der JUVE Awards 2022. Sie sollen in den Kauf und Einbau von Küchen fließen. Außerdem soll jeder neue Bewohner 500 Euro erhalten, um sich selbstständig einzurichten.

Der Housing First Düsseldorf e.V. vermittelt unbefristete Mietwohnungen an Menschen, die gezwungenermaßen auf Düsseldorfs Straßen leben – ganz ohne Vorbedingungen. Mit dem eigenen Dach über dem Kopf und sozialarbeiterischer Begleitung können vormals Wohnungslose in Ruhe ihre Angelegenheiten regeln, um wieder Fuß in der Gesellschaft zu fassen. Eine Fülle an wissenschaftlichen Studien belegt, dass das Konzept ‚Housing First‘ Wohnungslosigkeit langfristig beendet und günstiger ist als die Unterbringung in anderen Wohnformen.

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