Kinderrepublik Benposta

Eine Gemeinschaft für Straßenkinder und ehemalige Kindersoldaten in Kolumbien

Der bewaffnete Konflikt in Kolumbien verletzt die Menschenrechte von Kindern auf gravierende Weise. Täglich sterben Kinder, es gibt Folter und sexuelle Gewalt, Hunderte von Minderjährigen verschwinden und werden zwangsrekrutiert. Unter den Konsequenzen leidet die gesamte Gesellschaft. Bei den Friedensverhandlungen zwischen der kolumbianischen Regierung und der größten Guerillagruppe FARC in Havanna wurde über die Freilassung von Kindern und Jugendlichen verhandelt, die sich in den Reihen dieser Guerillagruppe befinden.

Im Mai wurde eine Einigung erzielt, dass die in den Lagern der FARC befindlichen Jugendlichen unter 15 Jahren freizulassen sind und ein Plan für ihre Unterbringung auszuarbeiten ist. Das Projekt Benposta wird als vorbildliche Möglichkeit gesehen, um den Rückkehrern Unterstützung zu bieten und sie vor allem in Situationen zu begleiten, in denen sie von anderen Gruppen beeinflusst werden.

Gemeinschaft in Selbstverantwortung

Benposta Nación de Muchachos bietet Kindern und Jugendlichen die Möglichkeit, in einer Gemeinschaft zu leben, wenn sie aufgrund besonders schwerer Lebenslagen nicht bei ihren Familien leben können. Benposta organisiert sich als eine Modellgesellschaft, in der Minderjährige unabhängig von Geschlecht, Glauben und Herkunft dieselben Rechte genießen und Verpflichtungen gegenüber der Gemeinschaft eingehen. Die Bewohner der „Kinderrepublik“ erhalten neben der Grundversorgung mit Nahrung, Kleidung, Wohnung und Schulunterricht die Möglichkeit, sich in der Gruppe zu entfalten und ihre Persönlichkeit zu entwickeln. Jeder Einzelne bringt sich aktiv ein und lernt so, für sich und die Gemeinschaft Verantwortung zu übernehmen.

Die Verantwortung für das Funktionieren von Benposta tragen alle Mitglieder gemeinsam. Dabei ist die direkte und aktive Teilnahme gefordert. Bei Versammlungen, Bürgermeisterwahlen und in Regierungs- und Abgeordnetenräten kann sich jeder Einzelne in ein authentisches pädagogisches Spiel eingliedern, bei dem Dialog und Toleranz das grundlegende Element bilden. Erwachsene, deren Lebensläufe als positives Beispiel dienen können, sind nur am Rande involviert. Ihre Rolle ist begrenzt auf die Repräsentation von Benposta nach außen sowie die Begleitung des Erziehungsprozesses.

Spezielles Schutznetz

Benposta hat in Kolumbien die Strategie eines speziellen Schutznetzes eingeführt. Es bietet Fürsorge und Schutz für Kinder und Heranwachsende, die von Aktionen bewaffneter Gruppen bedroht  werden. Wenn dieser Schutz vor Ort nicht gegeben ist, ermöglicht es ihnen, sich in das im Sitz von Benposta in Bogotá weiterentwickelte Fürsorge- und Schutzsystem zu integrieren. Den Jungen und Mädchen werden in Benposta Handlungsalternativen aufgezeigt. Diese Erfahrungen können sie nach einer Rückkehr in die Heimatregion einbringen, um den Friedensprozess dort positiv zu beeinflussen. Allerdings überschreitet die Nachfrage nach Unterbringung in dem Netz die Kapazität Benpostas. Die Kosten für die Unterbringung eines Kindes bzw. Jugendlichen in der Kinderrepublik Benposta/Bogotá belaufen sich auf rund 4.500 Euro im Jahr.

http://benposta.eu/

 

(Foto: Finanzspritze für die Kinderrepublik in Kolumbien: JUVE-Redakteurin Christin Stender überreicht Leonie Netter vom Freundeskreis Benposta den Spendenscheck über 98.161 Euro.)