SEWA (Self-Employed Women’s Association)

Armutsbekämpfung aus eigener Kraft

Die Self Employed Women’s Association bietet Frauen im informellen Sektor in Indien ein ganzheitliches Angebot von Bildung, Qualifizierungsmaßnahmen, Anschubfinanzierungen und genossenschaftlicher Organisation. Damit befähigt SEWA die Frauen, in selbstverwalteten Strukturen die Marktfähigkeit ihrer Produkte nachhaltig zu verbessern und so wirtschaftliche Stabilität für sich und ihre Familien zu erreichen.

93% der berufstätigen Bevölkerung in Indien arbeiten im informellen Sektor – ohne Absicherung oder Sozialleistungen, meist mit kleinem und oft unregelmäßigem Einkommen und unter schlechten Arbeitsbedingungen. Gleichzeitig erwirtschaften sie 64% des Bruttoinlandsproduktes des Landes. Der Anteil von Frauen, die im informellen Sektor ihr Auskommen finden müssen, ist mit 94% noch höher.

Jede Kooperative ist ein Beitrag zur nachhaltigen Armutsbekämpfung

SEWA hilft diesen Frauen, sich in Kooperativen zu organisieren, um sich besser am Markt zu positionieren, damit ihr Einkommen zu verbessern und ihren Zugang zu sozialer Absicherung zu erleichtern. So wird ihnen ermöglicht, mit ihren eigenen Ressourcen ihre Lebens- und Arbeitssituation zu verbessern. SEWA verteilt keine Almosen, sondern bietet Frauen die Möglichkeit, Anteile an einer Kooperative zu erwerben und die Weiterentwicklung mit den anderen Mitgliedern mitzugestalten.

Ein zentraler Baustein des Angebots ist die SEWA Academy. Alphabetisierungskurse und Hygiene- und Gesundheitsschulungen gehören ebenso dazu wie die Vermittlung grundlegender betriebswirtschaftlicher Kenntnisse, sowie Aufklärung über rechtliche Themen, Finanzierungshilfen und Versicherungen. Zudem bietet die Academy Zugang zu Kommunikationstechniken, wie beispielsweise das von SEWA ins Leben gerufene Radioprogramm, mit dem auch Frauen in ländlichen Gegenden zur Weiterqualifizierung erreicht werden können.

Shakti Bharatkam Mahila Sewa Utpadak Mandli Ltd.

Das ist der Name einer der vielen Kooperativen. Sie befindet sich in dem Ort Sachana, im Nordwesten Indiens. In dieser strukturschwachen Region stellen die Frauen traditionell in Heimarbeit Stickereien her, um so das magere Einkommen ihrer Familien aus Landwirtschaft und Viehzucht aufzubessern. Andere Möglichkeiten haben sie nicht, denn die sozialen Strukturen ermöglichen den Frauen wenig Bildung und soziale Mobilität.

Bisheriger Werdegang

Die Kooperative der Seidenstickerinnen in Sachana wurde nach ihrer Gründung 1991 von SEWA zunächst mit Schulungen unterstützt und bei der Erweiterung des Produktsortiments begleitet. Die Textilien konnten in der ganzen Provinz Gujarat verkauft werden, später, durch den Aufbau neuer Vertriebswege durch SEWA, sogar in anderen Bundesstaaten und Großstädten wie Pune, Kalkutta und Mumbai. Die Genossenschaft wurde profitabel, sodass die Mitglieder monatliche Auszahlungen entnehmen konnten, sowie jährliche Ausschüttungen erhielten, beispielsweise auch in Form von benötigten Haushaltsgeräten. Neben den materiellen Verbesserungen wirkte sich die Genossenschaftsarbeit stabilisierend auf die Gemeinschaft aus: die Frauen entwickelten neues Selbstbewusstsein als Unternehmerinnen, bildeten eine stützende soziale Gemeinschaft und entwickelten die Qualität ihrer Produkte stetig weiter.

Nach mehr als 10 Jahren erfolgreicher Arbeit geriet die Genossenschaft allerdings in eine schwere Krise, da viele der aktiven Mitglieder die Region verließen und damit viel Know-how und die Führung verlorenging. Dadurch hat man auch den Anschluss an den Markt und seine Trends immer mehr verloren, sodass 2008 der Betrieb schließlich ganz eingestellt werden musste.

Ein Neuanfang

Die Mitglieder haben ihre Genossenschaft aber noch nicht aufgegeben. Was ihnen fehlt, sind v.a. Führung und Management und notwendige Kenntnisse, um die Genossenschaft wieder profitabel und marktorientiert auszurichten. Gleichzeitig werden zusätzliche Fertigkeiten wie Computerkenntnisse und Schneiderei benötigt, um die Zukunftsfähigkeit sicherzustellen.

Das geplante SEWA-Projekt zur Wiederbelebung der Genossenschaft beinhaltet daher eine Reihe von Maßnahmen.

  • Grundlagenanalyse der Problemursachen und Bedürfnisse
  • Durchführung einer Reihe von Schulungsmaßnahmen in den Bereichen Organisation, Management, Buchhaltung, Computertechniken und Marketing/Vertrieb.
  • Analysen von Design und Produktinnovation, um den Anschluss an den Markt wieder herzustellen.
  • Alphabetisierung, Gesundheitsschulung und kontinuierliche Weiterqualifizierung der jüngeren Seidenstickerinnen
  • Anschubfinanzierung
  • Recherche und Aufbau von Vertriebsmöglichkeiten
  • Regelmäßiger Austausch mit anderen Kooperativen

www.sewa.org

 

(Foto: Videobotschaft: Namrata Bali von SEWA bedankte sich per Grußwort für den Scheck in Höhe von 63.450 Euro, der zur Weiterleitung an das Nordelbische Frauenwerk ging.)