Junge Vorbilder

Junge Vorbilder – Mentoren machen Aufstieg durch Bildung möglich

Die „jungen Vorbilder“ des gemeinnützigen Vereins Verikom sind Studierende mit Migrationshintergrund, die zudem meist aus sozial benachteiligten Stadtteilen Hamburgs stammen. In diesem Projekt geben sie ihre wertvollen Erfahrungen an Schüler und Schülerinnen in den Stadtteilen weiter, in denen sie selbst groß geworden sind.

Mentoren und Rollenvorbilder

Ein Modell, bei dem alle profitieren: In dem bereits mehrfach mit Preisen ausgezeichneten Projekt begleiten und fördern Studenten als junge Mentoren Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund der 8.-11. Klassen beim erfolgreichen Übergang in die gymnasiale Oberstufe oder beim Realschul-Abschluss.

Die Mentoren sind zwischen 19 und 26 Jahren alt und kommen selbst aus Einwandererfamilien. Alle haben in Deutschland ihr Abitur gemacht und studieren jetzt an einer Universität oder Fachhochschule, sie sind daher nicht nur Nachhilfelehrer, sondern auch Erfahrungs- und Rollenvorbilder. Sie haben zum Teil denselben muttersprachlichen und kulturellen Hintergrund wie ihre Mentees und haben während ihrer Schullaufbahn meist sehr ähnliche Erfahrungen gemacht.

Die Mentoren sind in der Regel nur einige Jahre älter als die Schüler, die sie betreuen. Sie sind eben keine Eltern und Lehrer, sondern werden eher wie ältere Geschwister oder Cousins wahrgenommen. Aber diese jungen Mentoren haben bereits etwas erfolgreich geschafft, das bei den Mentees gerade erreicht werden soll – nämlich einen guten Schulabschluss zu machen.

Besonders in sozial-emotionaler Hinsicht fungieren die Mentoren für die Schüler als Rollenmodelle und Ratgeber, die sie dazu befähigen sollen, ihre eigenen Lösungsstrategien und -wege zu entwickeln. Dazu gehört Selbstbewusstsein ebenso wie eine realistische Einschätzung der eigenen Möglichkeiten und Potenziale. Das gilt im Prinzip auch für die Begleitung in den jeweiligen Fächern, in denen Nachhilfe nötig ist.

Mentoring-Ansatz und Projektstruktur

Bei einem intensiven Basistraining werden neue Mentoren mit dem Mentoring-Ansatz vertraut gemacht und auf ihre Tätigkeit in allen Aspekten vorbereitet. Regelmäßig erhalten sie Fortbildungen, z.B. zu neuen Fachinhalten der Hauptfächer oder zu Lerntechniken. Monatliche Mentorenabende ermöglichen den gegenseitigen Erfahrungsaustausch. Viele der Mentoren sind Lehramtstudenten, die wiederum auch für ihre eigene berufliche Laufbahn von der Mentoringerfahrung und den didaktischen Fortbildungen profitieren.

Das Projekt arbeitet eng mit den Schulen zusammen. Eine gute Kooperation kann sich sehr positiv auf das Lernklima in einzelnen Klassen oder der Schule insgesamt auswirken. Mentor-Mentee-Beziehungen werden aber auch auf Initiative der Schüler und Eltern selbst oder über außerschulische Einrichtungen vermittelt.

Das Mentoring selbst besteht aus Nachhilfe, sozial-emotionaler Begleitung sowie Schul- und Berufsorientierung. Es findet in der Regel bei den Schülern zuhause statt. Dadurch können die Mentoren auch das häusliche und familiäre Umfeld der Schüler kennen lernen und einen guten Kontakt zu den Eltern aufbauen.

Regelmäßigkeit und Verbindlichkeit sind zentrale Faktoren. Die Familien zahlen einen festen Beitrag für die Mentoringstunden an die Mentoren. Der zeitliche Rahmen für das Mentoring umfasst 2-3 Stunden 2x die Woche.

Weiterentwicklung durch Ihre Spenden

Seit seinem Start hat sich das Projekt erfolgreich entwickelt – finanziert durch Spenden und v.a. öffentliche Fördergelder konnten immer mehr Schüler und Schulen in das Betreuungsnetzwerk eingebunden werden.

Zuletzt hat sich die Fördersituation für das Projekt jedoch stark geändert: im Rahmen der Hamburger Schulreform werden öffentliche Gelder nun ausschließlich dafür eingesetzt, Kinder zu fördern, die nach neuer Regelung nicht mehr sitzenbleiben dürfen. Einerseits werden nun für Kinder mit Bildungsrückstand deutlich mehr Ressourcen eingesetzt, andererseits fallen Schüler, deren Leistungen zu gut für die Förderberechtigung sind, aus der Lernförderung heraus.

Das trifft ausgerechnet die Schüler, die großes Potential aber zu wenig familiäre Unterstützung haben. Zusätzlich erschwert wird die Situation für diese Schüler, wenn die Familien auch das Geld für die Mentoringstunden nicht aufbringen können. Gleichzeitig ist der Bedarf da: jedes Jahr bewerben sich mehr potentielle Mentoren und Mentees.

Ein erfolgreiches Projekt zu erhalten und seine Weiterentwicklung zu ermöglichen, ist das Ziel. Mit den diesjährigen Spendengeldern soll u.a. die Wiederaufnahme eines Stipendienprogramms für die vielversprechenden jungen Menschen ermöglicht werden, die das größte Potenzial für den Bildungsaufstieg zeigen, deren Familien aber die Mentoringstunden nicht voll zahlen können. Darüber hinaus werden die Spendengelder der JUVE Awards 2012 in die Ausweitung des Angebots und die Ausbildung und Koordination neuer Mentoren fließen.

https://www.verikom.de/projekte/abgeschlossene-projekte/junge_vorbilder/

 

(Foto: Stipendienprogramm gesichert: Mona Taghavi Fallahpour vom Projekt „Junge Vorbilder“ freut sich über die Spendengelder in Höhe von 80.875 Euro.)