STÄDTE OHNE HUNGER
12 Millionen Einwohner zählt die brasilianische Megacity São Paulo, ein Drittel davon lebt im Ostteil der Stadt. Hier befindet sich auch das Viertel São Mateus. Seit vielen Jahren besteht eine Partnerschaft zwischen der Hilfsorganisation STÄDTE OHNE HUNGER und dem Energieversorger Eletropaulo. Er betreibt auf städtischem Land Hochspannungsleitungen. Die Flächen dürfen nicht bebaut werden und auch eine Nutzung als Freizeitfläche ist aus Sicherheitsgründen untersagt. Eine kontrollierte landwirtschaftliche Nutzung hingegen ist erwünscht, denn sie verhindert eine illegale Besiedlung und das Entstehen von Mülldeponien.
Im Juni 2018 hat STÄDTE OHNE HUNGER mit Eletropaulo Nutzungsverträge über vier Flächen im Stadtviertel São Mateus geschlossen. Auf einer fünften Fläche existiert bereits seit 2009 ein Gemeinschaftsgarten, der in Eigenregie betrieben wird. STÄDTE OHNE HUNGER verfügt somit über ein durchgängiges Areal von vier Hektar.
Hier entsteht ein nachhaltiges Projekt der Hilfe zur Selbsthilfe. Obst und Gemüse wird auf der Basis ökologischer Landwirtschaft von zu qualifizierenden Gemeinschaftsgärtnern angebaut. So erhalten Menschen, die auf dem ersten Arbeitsmarkt keine Chance haben, Einkommen und eine Perspektive. Die Spendengelder der JUVE Awards fließen dabei sowohl in die Arbeitsmaterialien wie Werkzeuge, Saatgut, biologische Schädlingsabwehr und einen Traktor als auch in die Personalkosten für einen Landwirtschaftsgärtner. Für die ersten zwölf Monate werden insgesamt ca. 93.000 € benötigt. Auf den Flächen werden im ersten Schritt 50 Gemeinschaftsgärtner arbeiten. Mit ihren Familien ist so der Lebensunterhalt von 275 Personen gewährleistet.
Pilotprojekte
Bislang werden alle landwirtschaftlichen Erzeugnisse in den Gemeinschaftsgärten frisch geerntet und unverarbeitet vor Ort verkauft. Nun entwickelte der Verein für die neuen Flächen das Pilotprojekt MINIMAL VERARBEITETES BIO-GEMÜSE. Die Projektbeteiligten werten ihre Produkte auf, indem sie ihre Erzeugnisse minimal verarbeiten. Mit dem Gemüse, das bereits gewaschen, geschält, geschnitten und portioniert wurde, erzielen die Gemeinschaftsgärtner einen um den fünffachen Wert gesteigerten Gesamtverkaufswert.
Im Rahmen des Pilotprojekts NEUE VERMARKTUNGSWEGE werden innovative Strategien im Hinblick auf die Vermarktung und den Vertrieb der unverarbeiteten Erzeugnisse aus den Gemeinschaftsgärten erprobt. Dazu hat STÄDTE OHNE HUNGER eine Partnerschaft mit SÓ PLANTAR geschlossen, einer digitalen Marktplattform. Die Gemeinschaftsgärtner geben Informationen zum Angebot sowie die vorhandene Menge und den Standort des Gartens in das System ein. So erhalten die Nutzer detaillierte Information darüber, wo genau in der Nähe sie frische und gesunden Lebensmittel kaufen können. Die Plattform bietet ein integriertes Zahlungssystem. Jeder Gemeinschaftsgärtner registriert seine persönlichen Daten und sein Bankkonto. Am Ende des Monats überblickt er die Erlöse aller Verkäufe, die gleichzeitig auf das registrierte Bankkonto überwiesen werden.
(Foto: Spenden für Gemeinschaftsgärten in São Paulo: JUVE-Redakteurin Eva Flick überreicht den Spendenscheck über 94.100 Euro an Esther Beuth-Heyer vom Städte ohne Hunger e.V.)